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Eine genaue Trennung ist nicht möglich, aber dennoch gibt es einen Versuch einer Definition:
GEWOHNHEIT – ist ein automatisierter Reaktionsablauf – ich reagiere ohne viel nachzudenken
Denkgewohnheit – Verhaltensgewohnheit – Anschauungsgewohnheit …
Die erste Gewöhnung tritt bereits im Mutterleib auf – der Schlaf und Wachrhythmus kann übernommen werden. Dann zw. der 8. und 10. Lebenswoche, wenn ein bestimmter Reiz häufig angeboten wird, sinkt die Aufmerkasamkeit – weil das Baby sich bereits an bestimmmte Reize erinnern kann, beginnt es sich zu „fadisierein“. Versuch: Ein Schachbrettmuster oder ein Gesicht wird gezeigt. Nach der 8. Wo schaut das Baby ca. beim 16.x gelangweilt weg. Wenn nach dem 10.x statt des Gesichts ein Schachbrett erscheint oder das Gesicht zerschnitten gezeigt wird, dann steigt das Interesse explossionsartig wieder an. Die Aufmerksamkeit ist somit wieder erhöt und es erfolgt eine Reaktion.
Gewohnheiten fallen nicht zu sehr auf, wenn sie immer in der selbstn Art angeboten werden. Die Art des Grüßens erregt normalerweise keine Aufmerksamkeit. Ich reagiere aber anders, wenn ich eine andere als die erwartete Reaktion bekomme. Wenn Sie einfach antworten: Danke, gut, und dir? Dann ist es eine Gewohnheit. Wenn Sie antworten: Danke! Mir geht es fantastisch, ich bin Schöpferin meines Lebens und lebe nach meinem Auftrag … DIESE Antwort ist keine gewöhnliche! Sie verändert sicher nicht nur Sie, sondern auch Ihr Gegenüber …
Gewohnheiten geben Sicherheit
Wir müssen dabei nicht nachdenken
Sie erfolgen automatisch
RITUAL
Die Begrüßung ist meist eine Gewohnheit, aber es gibt auch Begrüßungsrituale – zB bei einem Match, einer Balleröffnung, einer größeren Zusammenkunft, …
Ein Ritus ist definiert als
ein feierlicher Brauch
mit religiöser oder
gesellschaftlicher Bedeutung
Die bekanntesten Rituale in unserer Gesellschaft sind die Rites de Passage – die Riten des Übergangs: Geburt, Pubertät, Menstruationsriten, Sponsionsfeiern, Verlobung, Hochzeit, Begräbnisse, Pensionsanritt, …
diese Übergangsriten haben immer den selben Ablauf: Trennung – Übergang – Vereinigung; Je nach Ritual liegt der Schwerpunkt woanders.
UNTERSCHIED zwischen Gewohnheit und Ritual: Eine Gewohnheit soll nichts bewirken, ein Ritus soll schon etwas bewirken, es soll mich verändern. Die emotionale Macht des Ritus bewirkt zB eine Veränderung der Einstellung, der Wahrnehmung oder hilft zum Annehmen eines neuen Verhaltensmusters.
Aber nicht nur die Übergangsriten sind wichtig, sondern auch jene Riten, die die sozialen Beziehungen kräftigen:
Weihnachten, Silvester, Erntefeste, …
Es soll dadruch eine Verringerung der Konflikte zustande kommen und eine Verbesserung des Zusammenhalts bewirkt werden
Sie erleichtern eine Rollendifferenzierung: Eine Uni-Veranstaltung zeigt, wer wo einzuordnen ist: Wer studiert, wer lehrt, … das Putzpersonal ist nie zu sehen!
Es können soziale Beziehungen wieder hergestellt werden: Es wird jemand nach einer Entschuldigung wieder eingeladen
HEILUNGSRITUALE
sollen körperliche aber auch geistige Zustände verändern. Die meisten dieser Rituale weden durch die Medizin ersetzt , aber meist durch sehr unzureichende Methoden. Vielleicht beten deshalb noch so viele Menschen, auch wenn sie medizinisch behandelt werden? Reste von Heilungsritualen finden sich bei der Krankensalbung in der Kirche oder an Wallfahrtsorten – LOURDES (3% werden geheilt – Stand 1991) Die Beichte war wahrschienlich am Beginn ein Ritual, wurde aber sinnentleert.
Religiöse Rituale sollten Heilungsrituale sein – sie brauchen
einen bestimmten Ort
bestimmte Worte
nonverbale Signale: Schweigen, Dunkelheit, Kerzen, Weihrauch, Musik, bestimmte Kleidung (abgesehen von den Frauenkleidern bei Priestern), Waschungen, religiöse/spirituelle Symbole, bestimmte Haltungen, Gegenstände, …
Riten in den eingesessenen Kirchen verändern nur mehr selten, weil sie bereits zur Gewohnheit geworden sind. Außerdem haben die Symbole, Worte, Handlungen keinen Bezug mehr zu meinem Leben, zu meiner Situation. Sie sind sinnentleert. Nicht die Frau oder der Mann stehen im Mittelpunkt des Handelns, sondern nur mehr der korrekte Ablauf der Handlung.
Der HAUPTTEIL einer Rituals besteht meist in einer NONVERBALEN Kommunikation!
Sprache ist eher für Mitteilungen in Bezug auf die äußere Welt geeignet; ein verbaler Ausdruck kann meist keine starke emotionale Empfindung hervorrufen, oder geistige körperliche Heilung hervorbringen. Das funktioniert meist nur dann, wenn nonverbale Signale die Wörter unterstützen – zB eine Amtskleidung, Gefäße, die nur für Rituale verwendet werden, Instrumente, die sonst nicht gespielt werden …
WANN entwickeln sich Rituale?
Sie entwickeln sich in Situationen in denen die Identität von einzelnen verändert werden soll, oder wenn die sozialen Beziehungen verstärkt oder verändert werden müssen.
Ich glaube, dass es derzeit sehr viele neue Rituale gibt, weil sowohl Frauen als auch Männer ihre Rollen neu überdenken,
weil sie einen anderen Stand in der Gesellschaft oder in der jeweiligen Untergruppe erreichen wollen,
weil die Riten von den Religionsgemeinschaften nicht mehr glaubhaft vermittelt werden können,
weil die Gesellschaft selbst leere Worthüllen mit neuen Inhalten füllen kann, weil Frauen ihre Stärken erkennen und Rituale feiern wollen, die ihrem Leben entsprechen.
weil die Solidarität stärker geworden ist.
Die Menschen brechen aus ihren Gewohnheiten aus –
dadurch steigt die Aufmerksamkeit so wie beim Versuch mit den Babys.
es wird aber die Sicherheit eingebüßt, weil nichts mehr so ist, wie es war.
Handeln Sie selbst aus Gewohnheit, oder entwerfen Sie Ihre ganz persönlichen Rituale, damit Sie sich bestens weiterentwickeln können? Hören Sie auf sich selbst! Entscheiden Sie sich für IHR persönlichen Ritual, egal was die anderen davon halten! Es ist schließlich Ihr Ritual!